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8 Kosten der solaren Nutzwärme und Grenzkosten im Förderkonzept

8.1 Grundlagen zur Ermittlung der Kosten der solaren Nutzwärme

Die im Förderkonzept “Solarthermie2000plus“ zu Grunde gelegten Systemkosten werden für alle Anlagen nach einem einheitlichen, stark vereinfachten Schema berechnet, in das lediglich folgende Größen einfließen:

  • jährlicher Ertrag an solarer Nutzenergie (QSOL) und

  • jährliche Kapitalkosten (kINV)

Die jährlichen Kapitalkosten kINV werden berechnet aus den Investitionskosten KINV (=Systemkosten incl. Planung und inkl. USt) und dem Annuitätsfaktor fa. Der Annuitätsfaktor ergibt sich aus der an­genommenen Lebensdauer T der Systemkomponenten und dem Kapitalzinssatz p für das einge­setzte Kapital. Für die Lebensdauer (T) wird eine Zeit von 20 Jahren zugrunde gelegt, die u.a. als Ergebnis der Langzeituntersuchungen in Teilprogramm 1 von “Solarthermie-2000“ nachgewiesen wurde. Vereinfachend wird diese Lebensdauer als kostengewichteter Mittelwert über alle Kompo­nenten benutzt. Für den Kapitalzinssatz (p) wird ein Wert von 6%/a (bzw. 0,06) eingesetzt.

Damit ergibt sich für den Annuitätsfaktor:

fa = (1+p)T·p / (1+p)T-1 = (1+0,06)20·0,06 / (1+0,06)20-1 = 0,0872/a (oder: 8,72%/a)

Die jährlichen Kapitalkosten betragen dann mit den o.g. Werten für Lebensdauer und Zinssatz:

kINV = KINV · fa = KINV · 0,0872/a

Die Kosten der solaren Nutzwärme (kSOL) ergeben sich dann aus:

kSOL = kINV / QSOL

(Bei Systemen mit einer nachgewiesenen bzw. garantierten Lebensdauer von 25 Jahren wäre die Annuität 7,82%).

Nicht berücksichtigt werden bei dieser stark vereinfachten Rechnung die je nach Anlagengröße und -konfiguration unterschiedlich hohen Instandhaltungskosten (Wartung, Inspektion, Instandsetzung) und die beim Betrieb der Solaranlage anfallenden Kosten für Hilfsenergie, die gleichfalls je nach Komplexität des Anlagenaufbaus sehr unterschiedlich sein können.

Die hier berechneten Kosten der solaren Nutzwärme stellen also lediglich eine im Förderkonzept “Solarthermie2000plus“ benutzte Vergleichsgröße dar, die nicht identisch ist mit den realen solaren Wärmegestehungskosten. Die hier benutzte Vergleichsgröße hat aber den Vorteil, dass sie unab­hängig ist von unsicheren Ansätzen zu den Instandhaltungskosten oder individuell anderen Kapital­zinssätzen.

Unter der Annahme, dass die Instandhaltungskosten jährlich bei ca. 1,5 % der Investitionskosten liegen (bei sehr großen Anlagen ca. 1 %, bei kleineren Anlagen ca. 2 %), würde dies bei Ein­rech­nung dieser Kosten zu etwa 17 % höheren solaren Nutzwärmekosten führen (Steigerung um 1,5/8,72 %). Die Einbeziehung der Kosten für die el. Hilfsenergie würde bei einem “einfachen“ So­larsystem die Kosten um ca. 0,3 Cent je kWh Nutzwärme erhöht, also um ca. 0,5 bis 1 %.

Diesen nicht berücksichtigten Kostenanteilen (Erhöhung gegenüber dem vereinfacht gerechneten Vergleichswert in “Solarthermie2000plus“ um ca. 18 %) steht jedoch gegenüber, dass im gewerb­lichen Bereich, in dem die großen Solaranlagen installiert werden, die Umsatzsteuer als Vorsteuer angerechnet wird, also nicht in die Kosten einfließt. Diese 16 % USt sind jedoch im oben berech­neten Vergleichswert bei allen Projekten einheitlich enthalten. Ihr Wegfall würde die Kosten­erhö­hung durch Instandhaltung etc. also nahezu kompensieren. Die auf sehr einfache Weise be­rech­neten Vergleichswerte für die solare Nutzwärme kommen den wirklichen solaren Wärme­geste­hungskosten also sehr nahe.

Dennoch sollten für detaillierte wirtschaftliche Betrachtungen die wirklichen solaren Wärmegeste­hungskosten genauer berechnet werden, z.B. vereinfacht nach VDI 6002, Blatt 1, oder (aufwändig) nach VDI 2067. Dies gilt besonders bei Systemen mit Komponenten, die einen hohen Energie­verbrauch haben (z.B. Wärmepumpen). In solchen Fällen müssen diese Energiekosten berück­sichtigt werden.

Bei der Bewertung der hier ermittelten solaren Nutzwärmekosten ist zu beachten, dass diese über die Systemlebensdauer konstant bleiben, während die konkurrierenden konventionellen Energie­träger in diesem Zeitraum voraussichtlich teurer werden. Damit wird sich im Verlauf der System­lebensdauer die Konkurrenzsituation zugunsten der Solartechnik weiter verbessern. Daher kann nur mit dynamischen Berechnungsmethoden eine Aussage zur Amortisationszeit (und damit zur Be­triebswirtschaftlichkeit) eines Solarsystems gemacht werden.







PDF-Dokumente: Erläuterungen zum Förderkonzept, Fragebogen zu Trinkwassererwärmung und Raumheizung, Fragebogen zu solarer Kühlung, Fragebogen Solare Nahwärmenetze, Fragebogen zur Integration solarer Prozesswärme in industrielle Anwendungen -nach oben-